Biogas fürs Gasnetz
Energieexperte Christian Metschina sprach mit Biogas-Sprecher
Hannes Hauptmann über die Einspeisung ins Gasnetz.
Das "Erneuerbares-Gas-Gesetz" ist im Ministerrat eingebracht worden. Was bedeutet das?
HANNES HAUPTMANN: Der
Ministerrat hat es am 21. Februar
beschlossen. Die Regierungsvorlage
ist bereits im Parlament eingelangt
und für den Ausschuss
für Wirtschaft, Industrie und
Energie vorgesehen. Anschließend
braucht das EGG noch
eine Zweidrittelmehrheit im
Plenum des Parlaments für den
finalen Beschluss. Dieser wird
hoffentlich bei einer der nächsten
Plenarsitzungen erfolgen.
Was ist dabei für die Biogasanlagenbetreiber besonders relevant?
Wichtig ist, dass der rechtliche
Rahmen einen wirtschaftlichen
Betrieb ermöglicht. Denn ohne
einen brauchbaren Businessplan
wird keine Bank Geld für
solche Projekte verborgen. Da
es sich nicht um ein Marktprämienmodell (ähnlich im Strombereich)
handelt, sondern um
eine Quote, kommt es auf die
Vertragsgestaltung zwischen
Gashändler und Produzenten
an. Ohne die Quote entsteht
kein Markt für das erneuerbare
Gas. Dies sieht man an der niedrigen
Biomethan-Menge, die
derzeit eingespeist wird.
Welchen Beitrag kann die Biogas-Branche zur sicheren Versorgung Österreichs leisten?
Verschiedene Studien zeigen
ein Potenzial von 15 - 20%
des derzeitigen Erdgasverbrauchs.
Hinzu kommen bis
zu 25% aus dem Bereich
Holzgas. Zusätzlich wird grüner
Wasserstoff zunehmend in Österreich
produziert werden. Dieses
Potenzial hängt aber stark
vom Ausbau der Ökostromproduktion
ab. Grüner Wasserstoff
wird in der Regel aus Überschussstrom
der Windkraft und
Photovoltaik erzeugt.
Warum drängt die Branche darauf, dass das EGG rasch beschlossen wird?
Dort wo es möglich ist, sollen
Biogasanlagen auch zukünftig
Ökostrom und Wärme produzieren.
Anlagen, die in der
Nähe des Gasnetzes liegen, werden
jedoch mehr oder weniger
gezwungen, in die Gaseinspeisung
zu wechseln, da es für diese
Anlagen in weiterer Folge keine
Unterstützung mehr gibt. Und
darin liegt das Problem. Anlagen,
die in 1,5 Jahren umsteigen
müssen, müssen de facto
jetzt mit der Planung und dem
Umbau beginnen. Nur so ist ein
nahtloser Übergang von der Verstromung
zur Gaseinspeisung
möglich. Damit der Umstieg
aber durchgeführt wird, braucht
es klare Spielregeln, um sicherzustellen,
dass das produzierte
Biomethan auch verlässlich und
langfristig abgenommen wird.
Diese Spielregeln müssen im
EGG jetzt festgelegt werden. Sonst
ist die Gefahr groß, dass viele Betreiber
ihre Anlagen nach Auslaufen
der Unterstützung aufgrund
des rechtlichen Vakuums
für immer abstellen.
Außerdem: Wenn Österreich bei den Klimazielen säumig ist, drohen jährliche EU-Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Wer kann daran ein Interesse haben?
Grundsätzlich niemand. Allerdings
ist es ein Unterschied, ob
Konsumenten und Unternehmen
die Mehrkosten durch erneuerbare
Gase direkt stemmen
müssen oder ob der Staat die
Strafzahlungen leisten muss.
Welche Investitionen sind für das Einspeisen von grünem Gas notwendig?
Je nach Situation und Ausgangslage
werden bestehende (Verstromungs-)
Anlagen zwischen
5 und 10 Mio. Euro
investieren. Einsteiger investieren
mindestens 25 Mio. Euro
je Anlage. Insgesamt rechnen
wir mit Investitionen von über 4 Mrd. Euro. Dieses
Geld fließt direkt in die regionale
Wirtschaft. Keine andere
Branche liefert eine so hohe
Wertschöpfung. Bei der Errichtung
der Anlagen werden
nahezu ausschließlich heimische
Unternehmen
beauftragt. Und
beim Betrieb der
Anlage wird nur
auf Rohstoffe und
Dienstleister aus
der Region zurückgegriffen.
Welche Vorleistungen müssen die Betreiber jetzt schon erbringen?
Einige Anlagenbetreiber haben
bereits eine Detailplanung und
manche bereits eine Genehmigung
für den Um- sowie Neubau
eingeholt. Die Informationsbeschaffung
kann jetzt schon gemacht
und die Entscheidung,
ob und in welche Richtung sich
das Unternehmen weiter entwickeln
soll, jetzt schon getroffen
werden
Was passiert, wenn das EGG doch nicht beschlossen wird, weil es im Parlament keine Mehrheit gibt?
Dann werden viele Investitionen
nicht getätigt und die bestehenden
Anlagen zurückgebaut
oder stillgelegt. Es ist mir
schleierhaft, wo man die benötigten
Biomethanmengen dann
herbekommen wird. Es ergibt
einfach keinen Sinn, das bestehende
Potenzial und langjährige
Know-how der heimischen
Biogasbranche nicht zu nutzen.
Nur so können wir garantieren,
dass die Wertschöpfung in
unseren Regionen bleibt.
Grünes Gas teuer aus dem
Ausland zuzukaufen, kann ja
wohl nicht der Weisheit letzter
Schluss sein. Insbesondere
auch, weil in Europa in fast jedem
Land die Notwendigkeit
erkannt wurde, die Gasversorgung
auf erneuerbare Energieträger
umzustellen.